Kopf (30)
2.Thema
2.Thema
Grundsätzliches
  • Weisheit gibt es auch im NT: viele Zitate des AT
Bsp.
    • Spr 3,11f in Heb 12,5f
    • Spr 3,34 in Jak 4,6
    • Spr 10,12 in 1Pet 4,8
    • Spr 25,21f in Röm 12,20
    • Spr 26,11 in 2Petr 2,22
  • Jakobus thematisiert eine rechte christliche weisheitliche Lebensgestaltung: Jak 1,13-18
  • In Christus ist die ganze Fülle der göttlichen Weisheit erschienen (1Kor 1+2; Mt 12,42; Kol 2,3): Weisheit, die sich von Gott loslöst, muss letztlich zur Torheit werden. Wahre Weisheit dagegen beginnt in der Furcht des Herrn. Dies wird im NT an der Person Jesu Christi und der Reaktion auf ihn deutlich.
Jesus wächst in Weisheit: Lk 2,40+52
Jesus ist mehr als Weisheit Salomos:
Mt 12,42; Lk 11,31
Mt 13,54: Leute fragen nach Jesu Weisheit und Wunderwerke (diese hatte Salomo nicht!) (auch Mk 6,2;
Weisheit Gottes: 1Kor 1,18-31
Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit (V.24+30)
Betonung von Geist und Weisheit: Apg 6,3 (vgl. 6,10)
tiefe Weisheit = Gottes Rettungsabsichten erkennen: Röm 11,33-36
Gott will, dass wir vollkommen in Christus werden. Das geht nur durch Weisheit: Kol 1,28; 2,2-3: Christus beinhaltet alle Schätze der Weisheit; deswegen sollen wir uns in aller Weisheit gegenseitig lehren: Kol 3,16
Glaube und Weisheit: Jak 1,2-7 – um im Glauben zu wachsen und vollkommen zu werden, braucht man Versuchungen. Das muss man erkennen. Wem aber diese Weisheit/Erkenntnis fehlt, der soll Gott im Glauben und ohne Zweifel bitten. Gott wird sie ihm geben und nicht verurteilen.
¨ Wenn du fragst: Was ist der Sinn von Leid? (=Versuchungen) Dann bitte Gott, hör nicht auf, bevor du die Antwort bekommst. Und er wird dir Weisheit/Erkenntnis geben!
Jak 3,13-18: teuflische und göttliche Weisheit
    Einige Hermeneutische Richtlinien
    Die Sprüche sind keine rechtlichen Garantien Gottes
    • sie beschreiben einen weisen Weg, wie man bestimmte praktische Ziele erreichen kann, aber in einer Weise, die nicht als göttliche Erfolgsgarantie betrachtet werden kann!
    • Das Ergebnis ist wahrscheinlich, aber nicht automatisch
    • Die Bücher Prediger und Hiob hat Gott deshalb in die Bibel genommen, um uns zu erinnern, in welch geringem Maß die guten und schlechten Dinge unseres Lebens automatisch geschehen.
    Bsp. Spr 22,26-27; 29,12; 15,25
    Spr 22,26-27   26 Sei nicht unter denen, die Handschlag geben, unter denen, die für ein Darlehen bürgen.  27 Wenn du dann nichts hast, um zu bezahlen, warum soll man dein Bett unter dir wegnehmen?
    Spr 29,12 Ein Herrscher, der auf Lügenrede achtet, dessen Diener sind alle gottlos.
    Spr 15,25 Das Haus der Hochmütigen reißt der HERR nieder, aber er legt fest die Grenze der Witwe.
    • Wer das 1.Bsp. ernst nimmt, würde nie ein Haus kaufen, um ja kein Darlehen/Hypothek aufnehmen zu müssen. Andere würden es so verstehen, als würde man alles verlieren, wenn man bestimmten Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt.

      ABER: eine derart wörtliche, extreme Auslegung lässt uns die eigentliche Aussage dieses Sprichtwortes überhören: Es verweist auf die Tatsache, dass man nur mit Bedacht Schulden aufnehmen sollte, weil die Kündigung eines Kredits eine sehr unangenehme Erfahrung sein kann.

      Das Sprichtwort benutzt sehr konkrete Begriffe (Handschlag, Bett), um auf das umfassende Prinzip hinzudeuten, statt sie in Fachchinesisch wiederzugeben.

      In biblischer Zeit machten gerechte Menschen Schulden, ohne diesen Rat zu missachten, weil sie die eigentliche Aussage erfassten. Sie waren an die Sprache der Sprüche gewöhnt, und verstanden, dass es hier darum ging, wie sie mit Schulden umgehen sollten, und nicht um ein absolutes Verbot.
    • 2. Bsp. darf auch nicht als wörtliche Auslegung missverstanden werden.

      Es behauptet NICHT, dass jeder Diener (= Beamter) ein Schurke wird, wenn sein Vorgesetzter (=Ministerpresident) auf Lügen hört.

      ABER: Wenn ein Herrscher statt Wahrheit Lügen hören will, wird er sich nach und nach mit Menschen umgeben, die genau das sagen, was er hören will. Endresultat: eine korrupte Regierung.
      Wenn ein Herrscher andererseits darauf besteht, dass er die Wahrheit zu hören bekommt, auch wenn sie schmerzlich ist, trägt er dazu bei, dass die Regierung ehrlich bleibt.

      Das Sprichwort ist gleichnishaft, nicht wörtlich.
    • 3.Bsp. zeigt das vielleicht am deutlichsten, dass es nicht wörtlich gemeint ist. Wir wissen, dass es stolze Menschen gibt, deren Haus noch steht und dagegen Witwen, die durch habgierige Gläubiger oder Betrüger Unrecht erleiden (Vgl. Mk 12,40; Hiob 24,2-3)

      Mk 12,40  [Schriftgelehrte] die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten! Sie werden ein schwereres Gericht empfangen.

      Hiob 24,2-3 2 Die Grenzen verrückt man, raubt eine Herde und bringt sie auf die Weide.  3 Den Esel der Waisen treibt man weg, pfändet der Witwe den Stier.

      Wenn es aber nicht wörtlich gemeint ist, wie dann?
      --> Gott widersteht dem Stolzen und ist auf der Seite der Bedürftigen (Witwen, Waisen, Fremde sind Bezeichnungen für alle Bedürftigen).
      --> Im Vgl. mit Spr 23,10-11 und Lk 1,52-53 wird es noch klarer:

      Spr 23,10-11 10 Verrücke nicht die uralte Grenze, und in die Felder der Waisen dringe nicht ein!  11 Denn ihr Erlöser ist stark; er selbst wird ihren Rechtsstreit gegen dich führen.

      Lk 1,52-53 52 Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht.  53 Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer fortgeschickt.

      --> Es ist ein Mini-Prinzip, das - vom Heiligen Geist inspiriert - über das "Haus" und die "Witwe" hinaus auf das allgemeine Prinzip verweist, dass Gott am Ende das Unrecht in dieser Welt korrigiert, indem er die Hochmütgen erniedrigen und die Gerechten entschädigen wird, die Unrecht erlitten haben. (Vgl. Mt 5,3-4)

      Mt 5,3-4 3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.  4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
    Die Sprüche müssen als Sammlung gelesen werden
    • Je isolierter ein Sprichwort ist, desto unklarer wird es. Es muss aber mit dem Rest der Bibel in Beziehung gebracht werden!
    • GEFAHR: Ein einzelnes falsch verstandenes Sprichwort kann zu Fehleinstellungen oder Fehlhandlungen führen, die man durch die Lektüre des ganzen Buchs hätte vermeiden können.
    • Man muss sich HÜTEN: durch die stark praxisorientierte Ausrichtung der Sprüche auf materielle Dinge und diese Welt zu vergessen, dass andere Teile der Bibel einen wertvollen Ausgleich darstellen und vor Materialismus und Weltlichkeit warnen.

      Bsp. NICHT die Weisheit der Freunde Hiobs übernehmen, die weltlichen Erfolg mit Gerechtigkeit vor Gott gleichsetzen. Das wäre ein unausgewogenes Lesen einzelner Sprüche.
    • NICHT Sprüche zur Rechtfertigung für ein selbstsüchtiges Leben oder für Praktiken suchen, die mit der übringen Lehre der Bibel nicht vereinbar sind.
    • BEDENKE: Sprüche wurden oft unterschiedlich zusammengestellt, springen von Thema zu Thema. Schließe durch diese Überlegungen sorgfältig Fehlinterpretationen aus.
    Bsp. Spr 21,22 Eine Stadt von Helden ersteigt der Weise und stürzt nieder das Bollwerk, auf das sie sich verläßt.
    Bsp. Spr 22,14 Eine tiefe Grube ist der Mund von fremden Frauen; wem der HERR zürnt, der fällt hinein.
    --> Wer würde als weiser Mensch hingehen und eine gut befestigte Stadt angreifen, um etwas Gutes für Gott zu tun?
    --> Wer würde, wenn er Gott missfällt, in der Gefahr stehen, dass er im Mund einer (sehr großen) Ehebrecherin erstickt?
    Wenn keiner sich meldet, würden doch viele Spr 22,26 wörtlich verstehen, dass es Christen verbietet, sich Geld zu leihen.
    Spr 22,26 Sei nicht unter denen, die Handschlag geben, unter denen, die für ein Darlehen bürgen.
    Sie würden auch sagen: Spr 6,20 befiehlt es, seinen Eltern immer zu gehorchen, unabhängig davon, wie alt man ist oder wie falsch der Rat der Eltern sein mag.
    Spr 6,20 Bewahre, mein Sohn, das Gebot deines Vaters, verwirf nicht die Weisung deiner Mutter!
    • --> Weil solche Menschen es unterlassen, die Sprüche durch die Beziehung zueinander und zum Rest der Bibel ausgewogen zu betrachten (vom gesunden Menschenverstand ganz zu schweigen), fügen viele Menschen sich selbst und anderen beträchtlichen Schaden zu.
    • zum 1.Bsp.
      Bedeutung: Weisheit kann sogar stärker sein als militärische Macht. Das ist eine Hyperbel, eine symbolische Bildhafte Darstellung der Macht der Weisheit, aber kein Gebot!

      Nur in Beziehung mit vielen anderen Sprichwörtern, die die Nützlichkeit und Effektivität der Weisheit preisen kann man die Botschaft erfassen. DER GESAMTKONTEXT ist für die Auslegung entscheidend!
    • zum 2.Bsp.
      Bedeutung: - auch hier durch Vergleich mit dem Gesagtkontext - Viele Sprüche betont die Wichtigkeit von umsichtigen Denken und Reden (15,1; 16,10.21.23-24.27-28; 18,4 u.a.). Was man sagt, ist oft belastender, als was man hört.

      Man kann (meist) kontrollieren, was man sagt, nicht so sehr, was man hört.

      --> Die Dinge, die eine Ehebrecherin tut und über die sie redet, sind genauso gefährlich für dich wie der Sturz in einen tiefen Graben. Meide diese Dinge, wenn du Gottes Zorn meiden willst.

      Wenn man den ganzen Kontext der Sprüche berücksichtigt, bleibt man vor mancher falscher Auslegung bewahrt.
    Die Formulierung der Sprüche zielt auf Einprägsamkeit, nicht auf theoretische Präzision
    • Kein Sprichwort gibt die Wahrheit vollständig wieder! Es braucht Verstand und Urteilsvermögen, um es richtig auszulegen.
    • Aber ein Sprichwort lässt sich gut merken. Die Sprüche wollen Wissen vermitteln, an das man sich erinnern kann, deswegen enthalten sie so viele Bilder. Es wird in Gedanken ein Bild hervorgerufen oder ein wohllautender Klang wird ans Ohr gebracht (durch Wiederholungen usw.).
    • Bsp. Spr 15,19 Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke, aber der Pfad der Aufrichtigen ist gebahnt.
    D.h. NICHT, dass auf der Strecke des Faulen immer Dornengestrüppe (Pflanzen) wachsen, sondern dass das Prinzip gilt: Fleiß ist besser als Faulheit!
    • Bsp. Spr 31,10-31 (tüchtige Frau) ist ein Akrostichon (jeder Vers beginnt mit nächstem Buchstaben im hebr. Alphabet). Der hebr. Leser soll sich das merken können. ABER der unsensible Kritiker oder der allzu wörtlich auslegende Leser sieht es als Muster für das Leben, das keine sterbliche Frau je befolgen könnte. Das ist falsch!

      Wer dagegen Spr 31,22 als Übertreibung wahrnimmt, erkennt, dass es absichtlich übertrieben wurde, um die Freude zu betonen, die eine tüchtige Frau in ihre Familie bringt. So erfüllt die Stilform ihre Wirkung.

      Spr 31,22 Decken macht sie sich; Byssus und roter Purpur sind ihr Gewand.
    • Die Worte (und Bilder) dieses Abschnittes prägen sich leicht in das Gedächtnis des Lesers ein und bieten hilfreiche Hinweise, wo sie benötigt werden. Und genau das sollen die Sprüche nach Gottes Absicht erreichen.
    Manche Sprüche müssen "übersetzt" werden, damit man sie richtig verstehen kann
    Viele Sprüche drücken ihre Wahrheit durch die Schilderung von Praktiken und Einrichtungen aus, die den Israeliten des AT sehr vertraut waren, die es heute aber nicht mehr gibt.
    Wer es nicht im Licht einer modernen Entsprechung betrachtet, kann ihre Bedeutung für irrelevant abtun oder völlig übersehen.
    Bsp. Spr 22,11 und Spr 25,24
    Spr 22,11  Wer Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen wohlgefällig reden, dessen Freund ist der König.
    Spr 25,24 Besser, auf dem Dach in einer Ecke wohnen, als eine zänkische Frau und ein gemeinsames Haus.
    • Machen diese Sprüche Sinn, obwohl wir heute keinen König und keine Häuser mit Flachdach haben?
    --> 1.Bsp. heutige Entsprechung zu "einen König zum Freund haben" ist "einen positiven Eindruck auf Menschen in führenden Positionen machen"

    Das war schon immer die Bedeutung des Sprichworts.
    Der König representiert (als Stilmittel der Synekdoche) für eine ganze Gruppe: die Leiter. Leiter und Menschen in verantwortlichen Positionen sind im allgemeinen von Aufrichtigkeit und bedachtsamkeit beeindruckt.

    --> 2.Bsp. paraphrasiert: "Es ist besser in einer Garage zu hausen, als mit einer Frau, die man nie hätte heiraten sollen, ein geräumiges Haus zu bewohnen."
    Diese Sprüche wurden jungen Leuten am Anfang ihres Lebens erteilt! (Zielgruppe) Deswegen macht der Spruch Sinn!
    Der Spruch will NICHT: wörtlich einem Mann darlegen, wie er sich einer zänkischen Frau gegenüber verhalten soll.
    VIELMEHR: Rat für Menschen, bei der Wahl ihres Ehepartners, vorsichtig zu sein. Es geht also um eine überkulturelle Entscheidung, für die das Sprichwort, wenn man es richtig versteht, einen guten und Gottes Weisheit entsprechenden Rat erteilt.

    ==> Jeder soll erkennen, dass eine voreilige Eheschließung, die im wesentlichen auf körperlicher Anziehung beruht, zu einer unglücklichen Ehe führen kann.
    Einige Regeln, die helfen sollen
    Wie können wir die Sprüche richtig anwenden und ihrer von Gott inspirierten Absicht gerecht werden?
    • 1. Die Sprüche sind oft gleichnishaft, das heißt, bildlich, und deuten über irhe vordergründige Aussage hinaus
    • 2. Sie sind sehr praxisorientiert, und nicht theoretisch- theologisch.
    • 3. Die Sprüche zielen nicht primär auf die Genauigkeit des Ausdrucks, sondern sind so formuliert, dass sie sich leicht einprägen.
    • 4. Die Sprüche sind nicht dazu da, selbstsüchtiges Verhalten zu fördern - im Gegenteil!
    • 5. Sprüche, die stark durch die alte Kultur geprägt sind, benötigen unter Umständen eine sinngemäße "Übersetzung", um ihre Bedeutung nicht zu verlieren.
    • 6. Die Sprüche sind keine Garantien Gottes, sondern poetische Richtlinien für gutes Verhalten.
    • 7. Die Sprüche benutzen manchmal eine höchst spezifische Sprache, Übertreibungen oder vielfältige literarische Techniken, um ihre Aussage zu verdeutlichen.
    • 8. Die Sprüche enthalten gute Ratschläge für weises Verhalten in bestimmten Lebenssituationen, sind darin allerdings nicht erschöpfend.
    • 9. Falsch gebraucht, können die Sprüche einen krassen, materialistischen Lebensstil rechtfertigen. Richtig gebraucht, bieten sie praktische Ratschläge für das tägliche Leben.
    Grenzen der Weisheit
    Die Begrenztheit der Weisheit wird in Hiob gesehen: vor allem in Kap. 28 wird die Unzugänglichkeit der Weisheit gegenüber dem natürlichen Zugang zu den irdischen Schätzen herausgestellt; nur Gott verfügt über sie und nur mittels der Gottesfurcht ist überhaupt ein Anteil daran möglich (Hiob 12,13). Im ganzen At bleibt Gott souveräner Besitzer und Schenkender von Weisheit und Ansicht, z.B. Dan 2,20-22; vgl. 2Mo 31,3; 1Kön 10,24; Ps 147,5; Spr 2,6.
    Auch das NT weiß um Gott als Ursprung der Weisheit (Jak 1,5); Christus ist die personifizierte Weisheit (1Kor 1,30; Kol 2,3.10). Er offenbart die Geheimnisse des Königreiches Gottes (Mt 13,11), und die Apostel verkündigen ehemals verborgene Geheimnisse: 1Kor 15,51; Röm 11,25; Eph 1,9; 5,35; 6,19. Von daher werden fast alle gelüftet - lediglich in Röm 11,33-36 kommt Paulus zu einem Lobpreis angesichts des "übervernünftigen" Heilsratschlusses Gottes.
    So gesehen ist von der Grenze der Weisheit nicht viel die Rede. Andererseits besteht (wie im AT) eine dynamisch Qualität, wenn von "Wachstum" die Rede ist. Dies wird vor allem in den Eingangsgebeten der Briefe deutlich: Eph 1,18-19; Phil 1,9; Kol 1,9. 2.Petr 3,18a: "Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus!". Im NT besteht eine Spannung vor allem durch das "schon jetzt - noch nicht"; so vermag das "errettet auf Hoffnung" (Röm 8,24) nicht das "Seufzen der Kreatur", das auch die Gemeinde noch einschließt, vor der Wiederkunft zu beenden (Röm 8,18-30).
    Ein Ringen mit der Grenze der Weisheit angesichts der Unergründlichkeit der faktischen Ungerechtigkeit ist in der Weise wie bei Prediger im NT jedoch nicht zu finden, hat aber ebenso wie das Genießen seinen berechtigten Platz im Kanon - die Probleme des Predigers sind immer noch die gleichen, weil der Mensch der gleiche geblieben ist. Auch wenn die gesamte Bibel keine wirklich befriedigende Antwort auf die Theodizee (Frage nach dem Leid) gibt vermag die neustestamentliche, von Gott geschenkte "Hoffnung" auch den jetzigen Sinnkrisen und Existenznöten zu begegnen: "Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll." (Röm 8,18)